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MedicalLearning – Blog zur Zukunft der medizinischen Information

Was werden uns die 2020er-Jahre bringen?

16. Dezember 2019

In wenigen Tagen sind die 2010er-Jahre Vergangenheit. Wir nehmen das zum Anlass, einen Blick in das kommende Jahrzehnt zu werfen. Welche Entwicklungen lassen sich heute schon absehen? Was ist mit großem Fragezeichen am Horizont zu vermuten? Und was könnte die Medizin wirklich revolutionieren? Schon für die 2000er- und die 2010er-Jahre hatte man den Durchbruch von digitalen Angeboten prophezeit und außer viel Hype ist wenig passiert. Das wird sich in den 2020ern grundlegend ändern. Folgende Entwicklungen halten wir für sehr wahrscheinlich:

Elektronische Patientenakte

Bei der elektronischen Patientenakte, dem Rückgrat der digitalen Medizin, hapert es noch. Ein Thema, das wir hier im Blog schon seit bald fünf Jahren begleiten. Zwar betont Gesundheitsminister Spahn bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass die elektronische Patientenakte im Januar 2021 an den Start gehen werde, aber zu erwarten ist da eher eine „Light“-Version. Ab 2022 soll die Akte auch „feingranulare Zugriffe“ ermöglichen. Bei allen Scharmützeln rund um Ausgestaltung und Datenschutz darf man davon ausgehen, dass das Projekt bis zum Ende des jetzt anbrechenden Jahrzehnts endlich abgeschlossen sein wird.

Sensoren und Apps

Bei der Erfassung medizinischer Daten tut sich eine Menge. Schon die Apple Watch ist mit Funktionen zur Erfassung von Körperfunktionen vollgestopft und jede neue Version kann mehr. Und schon nächstes Jahr sollen die ersten digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf Rezept verordnet werden. Noch sind viele Fragen rund um Zulassung, Erstattung und Datenschutz offen. Bis zum Ende der 2020er-Jahre werden sie aber auch beantwortet und DiGAs ein ganz normaler Bestandteil der medizinischen Versorgung sein.

Deep Learning in der Diagnostik

Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) mit neuronalen Netzen macht es wahrscheinlich, dass die Beurteilung von Bildern aller Art (Röntgenbilder, MRT, aber auch Hautaufnahmen) schon bald ohne menschliches Zutun möglich sein wird – zumindest in der Routine. Systeme für die Radiologie und die Dermatologie sind bereits in der Erprobung. Die Kombination von molekularer Analyse (Next Generation Sequencing, Expressionsprofile) und Big Data wird zu neuen diagnostischen Möglichkeiten führen, die in einer Individualisierung der Therapie münden. Heute sehen wir die ersten Auswirkungen bereits in der Onkologie und der Hämatologie. Diese Entwicklung steht erst am Anfang.

Gaming und virtuelle Realität in der Fortbildung

Die Einbindung spielerischer Elemente in die medizinische Fortbildung hat lange sofortige Abwehrreflexe hervorgerufen. Unseriös, nicht ernsthaft genug, gehört nicht in die Medizinerausbildung. Aber: es gibt diesen Trend der „Gamification“ in vielen Bereichen; das bekannteste Beispiel ist die Pilotenausbildung im Flugsimulator. Warum sollte Gaming in der Arztaus- und -fortbildung also fehl am Platz sein? Chirurgische Behandlungen können über die Teilnahme an einer Trainings-OP in der virtuellen Realität (VR) erlernt werden, die Ausbilder können kontinuierlich beobachten und Feedback geben. Auch die Gesprächsführung im Arzt-Patienten-Gespräch lässt sich mit solchen Techniken hervorragend trainieren.

2030 – und dann?

Auch Ende er 2020er-Jahre wird die Entwicklung nicht am Ende sein. Doch was kommt dann? Wird in den 2030er-Jahren der Transhumanismus Einzug in die Medizin halten? Schon heute ermöglichen Cochlea-Implantate Tauben und Schwerhörigen ein weitgehend normales Hören, aber können Hörsysteme dann auch simultan übersetzen? Wird es Hirn-Internet-Schnittstellen geben, die menschliches Bewusstsein auf ein anderes Medium übertragen und eine „Sicherheitskopie“ des Gehirns anlegen? Werden Organe aus dem 3D-Drucker die Engpässe bei der Transplantation beseitigen? Werden wir unsere Lebensspanne durch Telomer-Modifikation deutlich verlängern können?

Bis es soweit ist, sind nicht nur viele technische, sondern auch ethische Fragen zu beantworten. Und zwar schon bald. Sicher ist: Es wird nicht langweilig in den 2020er-Jahren. Wir wünschen Ihnen einen guten Start und informieren Sie ab dem 13. Januar 2020 wieder über spannende Entwicklungen in der Medizin.

Ihr medicallearning.de-Team

 

 

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