Letzte Woche hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) eine neue Version der Leitlinie „Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatient*innen“ veröffentlicht (AWMF-Registernummer: 032-051OL, Link).
Das ist in diesem Blog erwähnenswert, weil die Leitlinie erstmals psychoonkologische E-Health-Anwendungen empfiehlt. Das Kapitel 8.4 fasst auf sechs Seiten die Evidenz zu folgenden Themen zusammen:
- Verbesserung der Lebensqualität
- Verminderung psychischer Belastung
- Linderung von Depressivität
- Reduktion von Angstgefühlen
- Verringerung von Fatigue (Erschöpfung)
Die Leitlinie vergibt auf dieser Basis eine „sollte“- und eine „kann“-Empfehlung.
Empfehlung 8.11: Psychoonkologische E-Health Interventionen sollten Krebspatient*innen unabhängig vom Belastungsgrad zur Verbesserung der Lebensqualität angeboten werden (Empfehlungsgrad B, LoE 1a).
Empfehlung 8.12: Psychoonkologische E-Health Interventionen können Krebspatient*innen unabhängig vom Belastungsgrad zur Reduktion von psychischer Belastung, Depressivität, Angst und Fatigue angeboten werden (Empfehlungsgrad 0, LoE 1a).
Für E-Health Interventionen zur Reduktion von Schmerz und sexuellen Funktionsstörungen bei Krebspatient*innen lässt die Studienlage laut Leitlinie keine Empfehlung für oder gegen den Einsatz zu.
Die Empfehlungen beziehen sich auf den Einsatz von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA), die als Medizinprodukt zertifiziert sind. Die Leitlinie weist deshalb auch ausdrücklich darauf hin, „ … dass die reine Nutzung von Gesundheitsapps und -websites sowie Video- oder Audioaufzeichnungen oder ein ausschließlicher Kontakt per Mail, Chats oder Foren in der folgenden systematischen Literaturrecherche ausgeschlossen wurde.“