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Anti-Aging: Wissenschaft meets Spinnerei?

19. Juni 2022

Im Silicon Valley wird schon seit längerem nicht nur massiv in digitale Technologie investiert, sondern auch in die Forschung zu den Ursachen des Alterns. Und Technologien, mit denen man diese Entwicklung aufhalten kann. Von Google-Gründer Larry Page bis zu Amazon-Chef Jeff Bezos hat jeder, der was auf sich hält, dort einen ThinkTank gegründet, der sich damit beschäftigt.

Gegen das Programm, dass Saudi-Arabien jetzt aufsetzt, sind die Budgets der Tech-Milliardäre aber wohl eher bescheiden. Die Saudis wollen jährlich eine Milliarde Dollar für die Förderung der Grundlagenforschung über die Biologie des Alterns sowie das „Better Aging“ ausgeben – also das Altwerden bei guter Lebensqualität. Darüber hat Heise online jüngst berichtet (Link).

Ganz uneigennützig ist das natürlich nicht. Obwohl die Bevölkerung Saudi-Arabiens im Schnitt wesentlich jünger ist als die in Deutschland, sind die Prävalenzraten von Diabetes und Adipositas dramatisch hoch. Mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Vernünftige Präventionskonzepte – nach wie vor das wissenschaftliche Standbein der Anti-Aging-Medizin – zu entwickeln, die auf die dortige Bevölkerung zugeschnitten sind, werden sicher ein Schwerpunkt sein. Spekuliert wird aber auch, dass ein nicht unerheblicher Teil des Geldes in die sogenannte „Radical Life Extension“ fließen soll. Das sind Konzepte die erreichen wollen, dass Menschen 500 Jahre oder älter werden können.

Der Brite Aubrey de Grey und seine Strategies for Engineered Negligible Senescence (SENS) beschäftigen sich schon seit Jahren damit, wie man Schäden des Alterungsprozesses auf molekularer Ebene beheben kann. Das liest sich wie Science Fiction, an vielen Stellen ziemlich abgedreht. Ehrlicherweise muss man aber zugeben: Vor 100 Jahren hat auch noch keiner daran geglaubt, dass man mit einem Weltraumteleskop Bilder aus den Anfangstagen des Universums zur Erde funken kann.

Dass Anti-Aging auf dem besten Weg ist, eine anerkannte Disziplin der Medizin zu werden, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass es eine wissenschaftliche Fachgesellschaft gibt (GSAAM) und dass auch etablierte Medizinverlage keine Scheu mehr haben, entsprechende Lehrbücher zu publizieren. Das in diesem Jahr erschienen Lehrbuch von Bernd Kleine-Gunk und Alfred Wolf (Link) spannt sehr schön den Bogen von den Anfangstagen der Hormonersatztherapie zu den Zukunftsperspektiven: Wissenschaft meets große Träume.

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