Hausarztmedizin: Diagnostik der Demenz
Interessengebiete: Allgemeinmedizin und Innere Medizin, Neurologie, Geriatrie
Fortbildungsinhalte und Lernziele
Mit der zunehmenden Überalterung der Gesellschaften in den westlichen Industrieländern steigt die Inzidenz der altersbezogenen Erkrankungen an. Hierzu zählen auch
alle Krankheiten, die mit einem Abbau der zerebralen Funktionsfähigkeit einhergehen, insbesondere die Demenzerkrankungen.
Für Fachärztinnen und Fachärzte der Nervenheilkunde oder betreuende Hausärztinnen und Hausärzte stellt der vermeintliche Rückgang der kognitiven Fähigkeiten einen häufigen Beratungsanlass dar, so dass die Kenntnis der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten für eine möglichst zielführende Betreuung der PatientInnen unerlässlich ist.
Diese Fortbildung ermöglicht es, das Wissen über die Demenzen zu erweitern und individuell die Weichen für das treffende Behandlungsangebot zu stellen.
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Kursinhalt
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Mit der zunehmenden Überalterung der Gesellschaften in den westlichen Industrieländern steigt die Inzidenz der altersbezogenen Erkrankungen an. Hierzu zählen auch alle Krankheiten, die mit einem Abbau der zerebralen Funktionsfähigkeit einhergehen, insbesondere die Demenzerkrankungen [1].
Für FachärztInnen der Nervenheilkunde oder betreuende HausärztInnen stellt der vermeintliche Rückgang der kognitiven Fähigkeiten einen häufigen Beratungsanlass dar, so dass die Kenntnis der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten für eine möglichst zielführende Betreuung der PatientInnen unerlässlich ist.
Diese Fortbildung ermöglicht es, das Wissen über die Demenzen zu erweitern und individuell die Weichen für das treffende Behandlungsangebot zu stellen.
Grundlagen der Demenzerkrankungen
Definition und Klassifikation von Demenz
Demenz ist ein allgemeiner Begriff für Erkrankungen, die durch den chronischen und progressiven Abbau von kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet sind. Dies betrifft ins- besondere das Gedächtnis, das Denkvermögen, die Orientierung, das Verständnis, die Rechenfähigkeit, das Lernvermögen, die Sprache und das Urteilsvermögen [4]. Es gibt verschiedene Klassifikationssysteme für Demenz. Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition (DSM-5), definiert beispielsweise bestimmte Kriterien für die Diagnose von Demenz, die als „Major Neurocognitive Disorder“ bezeichnet wird [2].
Epidemiologie
Weltweit sind etwa 50 Millionen Menschen von Demenz betroffen, und es gibt jährlich fast 10 Millionen Neuerkrankungen [1]. In Deutschland sind es aktuell ca. 1,8 Millionen Menschen [57]. Die Prävalenz von Demenz steigt mit dem Alter, wobei die Häufigkeit unter den über 65-Jährigen etwa 5-8 % beträgt und sich mit jedem zusätzlichen Le- bensjahrzehnt verdoppelt [5]. Aufgrund des globalen demografischen Wandels und der Zunahme der älteren Bevölkerung wird erwartet, dass die Zahl der Demenzerkrankun- gen in den kommenden Jahrzehnten weiter zunehmen wird. Dies wird begünstigt z. B. durch die steigende Zahl an DiabetikerInnen, da das Risiko für DiabetikerInnen an einer Demenz zu erkranken insbesondere bei insuffizienter Blutzucker-Einstellung deutlich erhöht ist [6]. Darüber hinaus tritt bei verminderter körperlicher Aktivität, Nikotinabusus, dem gleichzeitigen Vorliegen einer Depression sowie auch bei einem niedrigen Bildungsgrad häufiger eine demenzielle Erkrankung auf [6].
Haupttypen der Demenz
Alzheimer-Demenz
Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form der Demenz und macht etwa 60-80 % aller Demenzfälle aus [7]. Sie ist durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet, der durch die Ablagerung von Beta-Amyloid-Proteinplaques und Tau-Protein-Fibrillen verursacht wird und stellt das Endstadium einer über viele Jahre verlaufende Krankheitsentwicklung dar [8]. Die Symptome umfassen Gedächtnisverlust, Sprachstörungen, Orientierungsprobleme und Schwierigkeiten bei alltäglichen Aufgaben. Üblicher- weise durchläuft die Alzheimer-Demenz vier Stadien: das Prodromalstadium, die frühe, die mittlere und die späte Phase. Als Prodromalstadium werden Zeiten episodischer Gedächtnisstörungen gesehen, aus denen sich bei gleichzeitigem Vorliegen neuropathischer Biomarker in ca. 90 % eine Demenz entwickelt, ohne diese Biomarker kommt es nur in ca. 10 % zur Ausbildung einer Demenz [9]. Wichtig ist auch die Tatsache, dass die dominant vererbte Alzheimer-Krankheit (DIAD) im Vergleich zur sporadischen Form selten auftritt [8]. Zur Therapie stehen in den verschiedenen Phasen unterschiedliche Medikamente zur Verfügung.
Vaskuläre Demenz
Die vaskuläre Demenz ist mit ca. 20 % der Betroffenen die zweithäufigste Demenzform und wird durch Schäden an den Blutgefäßen im Gehirn verursacht, die zu einem vermin- derten Blutfluss und Sauerstoffmangel in bestimmten Gehirnregionen führen. Dies kann durch Schlaganfälle oder kleinere Gefäßschäden geschehen [10], insbesondere durch die mikroangiopathischen Veränderungen bei Diabetes mellitus ist das Risiko an einer vaskulären Demenz zu erkranken um das Zweifache erhöht, Frauen betrifft dies häufiger als Männer [6]. Symptome können Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und Probleme mit dem Denken und Planen umfassen. Die Therapie besteht bei dieser Demenz-Form in der Behandlung der Gefäßveränderungen bzw. Risikofaktoren.
Mischform-Demenz
Bei den Betroffenen finden sich sowohl Ablagerungen wie bei der Alzheimer-Demenz
als auch Gefäß-Veränderungen wie bei der vaskulären Demenz. Zu dieser Gruppe zählen bis zu 15 % der PatientInnen.
Frontotemporal-Lappen-Demenz (FTLD)
Die Frontotemporal-Lappen-Demenz betrifft hauptsächlich die Frontallappen und Temporallappen des Gehirns, so dass im MRT dort eine verstärkte Atrophie gesehen werden
kann [11]. Es gibt verschiedene Unterformen von FTLD, einschließlich der Verhaltensvariante und der primär progressiven Aphasie. Die FTLD ist durch Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit (behaviour variants, eher bei Veränderungen im Frontallappen) und der Sprache (eher bei Veränderungen im Temporallappen) gekennzeichnet
[12]. Diese PatientInnen fallen auf durch Perseverationen oder indem sie zum Beispiel immer das Gleiche essen wollen. Im Spätstadium der temporallappen-betonten Demenz fällt eine progrediente semantische und nicht-flüssige Aphasie auf. Bisher wurde für diese Demenz-Form noch keine kausale Therapie gefunden.
Lewy-Körperchen-Demenz (LKD)
Die Lewy-Körperchen-Demenz ist durch das Vorhandensein von Lewy-Körperchen (abnormen Protein-ablagerungen) in den Nervenzellen des Gehirns gekennzeichnet. Diese
Demenzform ist mit Fluktuationen in der Wachsamkeit und Aufmerksamkeit, visuellen Halluzinationen und Parkinsonismus verbunden [13]. Auch hierfür ist noch keine überzeugende kausale Therapie verfügbar, es haben sich jedoch Hinweise auf eine leichte positive Beeinflussung von Verhalten und Kognition durch Medikamente gezeigt.
Parkinson-Disease-Demenz (PDD)
Parkinson-Disease-Demenz tritt bei Patienten mit Parkinson-Krankheit auf und entwickelt sich in der Regel im späteren Verlauf der Erkrankung. Symptome umfassen Gedächtnisverlust, Schwie
sehr gute Zusammenfassung