Es ist erklärter politischer Wille der Ampel-Koalition, in sozioökonomisch benachteiligten Stadtteilen Gesundheitskioske aufzubauen. Ziel ist „Unterstützung etwa bei der Vermittlung von Arztterminen oder beim Erwerb von Gesundheitskompetenz – niedrigschwellig, mehrsprachig, barrierefrei.“ Das Angebot soll nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) für Menschen mit und ohne Krankenversicherung gelten. Die Vernetzungen mit Familienzentren oder Stadtteilbüros ist explizit erwünscht.
Das ist zweifelsohne eine gute Idee. Sogar der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) stellte fest: Der Gesundheitskiosk hat Potenzial für die Regelversorgung. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail. Die Mitarbeiter sollen Pflegekräfte, Kinder-, Alten- und Krankenpfleger sein, auch Ärzte wären natürlich gerne gesehen dort. Nur leider fehlen alle diese Fachkräfte schon in Kliniken und Praxen, sodass man sich schon die Frage stellen muss, wo man überhaupt Personal finden soll.
Mindestens genauso schwierig zu beantworten ist die Frage nach der Finanzierung: Nach den Plänen des BMG sollen die Kosten zu 74,5 Prozent von den gesetzlichen Krankenkassen getragen werden, zu 5,5 Prozent von den privaten Krankenkassen und zu 20 Prozent von den Kommunen. Der AOK-Bundesverband bezeichnete das angesichts der prekären Finanzsituation bereits als nicht machbar und auch der Verband der Privaten Krankenversicherung sieht das als Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes. Die Kommunen wiederum lassen verlauten, sie könnten nicht noch eine zusätzliche Herausforderung stemmen.
Was also tun? Ein weiteres Sondervermögen zur Finanzierung wird es nicht geben und so wird man kaum herumkommen, sich grundsätzliche Gedanken über die Finanzierung eines Systems zu machen, das bei aller Kritik noch immer eins der besten der Welt ist. Damit das so bleibt, sollte der Umbau deutlich schneller und effizienter vonstatten gehen als bei der Einführung der Telematikinfrastruktur.