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MedicalLearning – Blog zur Zukunft der medizinischen Information

Mit ePA und Videosprechstunde ins Sommerloch

27. Juli 2020

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, sagt eine alte Fußballweisheit – aber nach der Pandemie ist nicht vor der Pandemie. Denn auch wenn das Virus eines Tages wieder mal verschwunden sein sollte, wird nicht alles so sein wie vorher. Viele Arbeitsnehmer werden ihre Chefs darauf hinweisen, dass im Home Office alles gut lief – und Studien bestätigen, dass die Produktivität darunter nicht gelitten hat.

Auch Ärzte werden darauf drängen, dass man die Videosprechstunde jetzt nicht schnell wieder in die Schublade stecken kann. Oder deren Zahl in der Abrechnung so begrenzen, dass es wirtschaftlicher Selbstmord wäre. Zu den unbestrittenen Vorteilen gehört neben der Senkung des Infektionsrisikos für Praxispersonal und Patienten auch die flexible Steuerung des Patientenaufkommens – mit und ohne Corona. Nach einer repräsentativen Studie der Stiftung Gesundheit in Zusammenarbeit mit dem health innovation hub unter Medizinern nutzen bereits 52,3 Prozent der Teilnehmer die Videosprechstunde, weitere 10,1 Prozent planen den Einsatz zukünftig. Es steht außer Frage, dass Ärzten dieser Aufwand vernünftig bezahlt werden muss und die Selbstverwaltung tut gut daran, das aktiv einzufordern..

Mit der Videosprechstunde scheint die Liebe zur IT-Technik dann aber auch zu enden. Denn beim Ausbau der IT-Infrastruktur für die elektronische Patientenakte (ePA) hat man es nicht ganz so eilig. Die Zeiträume für die Einführung digitaler Anwendungen müssten plausibel und machbar sein, forderten KBV und KVen letzten Freitag mal wieder lautstark. Umsetzungsfristen – die Patientenakte soll Anfang 2021 starten – seien  deshalb „erheblich“ zu verlängern.

Das Ministerium nennt die bestehenden Fristen dagegen „anspruchsvoll, aber gleichzeitig realistisch“. Und als neutraler Beobachter muss man sagen: Noch jede Frist seit dem Planungsentwurf für die elektronische Gesundheitskarte im Jahr 2004 wurde von den KVen mit dem Argument „das geht zu schnell“ abgebügelt. Man würde sich tatsächlich mal eine andere Ausrede wünschen – vielleicht findet man im Sommerloch ja noch den Datenschutz.

Apropos Sommerloch: Auch wir verabschieden uns über den August in eine kleine Pause und sind ab Anfang September wieder für Sie da.

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