Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung und des Münchner Kreises geht der Frage nach, wie sich Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) mittelfristig auf den beruflichen und sozialen Alltag auswirken und welche Handlungsfelder sich daraus für Politik und Gesellschaft ergeben. Titel: „Leben, Arbeit, Bildung 2035 +“. In der Pressemitteilung heißt es dazu: „Das internationale Delphi, an dem im Zeitraum von November 2019 bis März 2020 mehr als 500 ExpertInnen teilnahmen, wurde von 11 Partnern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft unterstützt“.
Ein rund zehnseitiges Addendum beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie und man kommt zu dem Fazit: „Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub in Deutschland kann sich positiv und beschleunigend auf die Entwicklung und Nutzung von KI-Technologie auswirken!“ Und gleich schiebt man noch hinterher: „Die Weichen müssen jetzt gestellt werden, um Risiken zu vermeiden sowie die potenziellen Chancen nicht zu verschlafen, sondern sie zu ergreifen.“
Die meisten Projekt-Partner kommen – beim Thema KI wenig verwunderlich – aus der IT-Branche. Und so sind die Aussichten vielleicht auch eher ein bisschen aufgehübscht. Die Macher bemühen sich zwar immer deutlich, auch die gesellschaftlichen Aspekte zu beleuchten, das gelingt aber mal besser, mal weniger gut. Die Studie ist in ihrer Gesamtheit sicher einen Blick wert (Download), ein bisschen mehr kritischer Abstand würde ihr dennoch nicht schaden.
Der Ärzte Zeitung geht der KI-Hype jedenfalls mächtig auf den Wecker. Unter der Überschrift „KI-Studie: Im digitalen Vollrausch“ lästert Kommentator Matthias Wallenfels: „Im Moment laufen sich offensichtlich alle möglichen Experten warm, um die Segnungen der Künstlichen Intelligenz (KI) auch und vor allem für die Bereiche Gesundheit und Pflege zu preisen.“ Er liegt mit manchem sicher richtig, lässt aber ebenfalls den kritischen Abstand vermissen (Link).
Ob das Gesundheitswesen durch KI eher nach rosa oder schwarz tendiert, wird sicher auch in diesem Blog noch öfter thematisiert. Bis 2035 werden wir jedenfalls definitiv schlauer sein.