Die COVID-19-Pandemie stellt Menschen mit Diabetes vor besondere Herausforderungen: Zum einen gehören sie klar zur Risikogruppe bezüglich der Auswirkungen einer Infektion. Zum anderen ist aber auch die diabetische Standardversorgung infrage gestellt. Die Unterstützung von Diabetes-Patienten bei der Selbstversorgung gilt daher als entscheidender Faktor, um das Risiko einer schweren Infektion zu verringern.
Die besondere Situation bot die Gelegenheit, die Diabetesversorgung weitgehend zu digitalisieren. Eine britische Forschergruppe hat jetzt am Beispiel Großbritannien untersucht, welche Möglichkeiten einer „virtuellen Diabetes-Klinik“ dabei umgesetzt wurden. Ziel sollte es immer sein, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und gleichzeitig die Sicherheit zu gewährleisten. Der Beitrag wurde jetzt im Journal of Medical Internet Research veröffentlicht (J Med Internet Res 2020; 22: e21609).
Auf Basis von Literaturrecherchen und eigenen klinischen Erfahrungen kommen die Autoren zu folgendem Schluss:
- Trotz des relativen Mangels an Daten zur virtuellen Versorgung waren die Maßnahmen angesichts von Widrigkeiten unerlässlich, um eine Kommunikationslinie zu Menschen mit Diabetes aufrechtzuerhalten.
- Technologie ist der Schlüssel zur Weiterentwicklung der Diabetesversorgung und virtuelle Konsultationen können auf nationaler Ebene effektiv in die routinemäßige Diabetesversorgung eingebettet werden.
- Gegenwärtig können virtuelle Kliniken eine ideale Plattform sein, um die soziale Isolation zu verringern und die Patientenselbstbestimmung zu fördern.
Ihr Fazit: „Der COVID-19-Ausbruch wird die Kultur der Gesundheitsversorgung auf der ganzen Welt verändern – auch die Art und Weise, wie wir in klinischen Umgebungen mit den Patienten interagieren.“ Dem können wir nur beipflichten: Vieles wird sich noch ändern müssen, um die Versorgung von Patienten mit chronischen Grunderkrankungen im Rahmen sozialer Distanzierungsregeln zu gewährleisten. Und zwar nicht nur in der Diabetologie und auch nicht nur im Vereinigten Königreich.