Zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden scheint dieser Tage ja gar nicht so einfach. Diesen Eindruck kann man zumindest bekommen, wenn man sich die oft doch ziemlich durchgeknallten Theorien und Forderungen der Corona-Demonstranten vom letzten Wochenende anschaut.
Und tatsächlich haben die Fakten rund um SARS-CoV2 ja tatsächlich mitunter eine kurze Halbwertzeit. Das hängt aber weniger an der Unfähigkeit von Virologen oder Epidemiologen, sondern am klassischen Vorgehen in der wissenschaftlichen Forschung. Man postuliert eine Theorie, die man dann experimentell überprüft. Und in vielen Fällen führen die Ergebnisse dazu, dass man die Theorie wieder verwerfen muss. Nichts Ungewöhnliches also, aber bei allem rund um Corona viel mehr im Fokus der Öffentlichkeit als sonst.
Anfang April hatte das Robert Koch-Institut (RKI) die sogenannte Corona-Datenspende-App vorgestellt. Damit wollte man die Theorie überprüfen, dass sich Coronavirus-Symptome auch von Vitaldaten wie der Pulsfrequenz ableiten lassen. Könne man damit 10.000 Nutzer erreichen, sei das eine „Supersache“, hieß es damals beim RKI. In den USA hatten sich in den vergangenen Jahren Fallschätzungen auf Basis solcher Daten in Grippewellen als recht treffgenau erwiesen.
Letzte Woche hat das RKI nicht ohne Stolz berichtet, dass mittlerweile mehr als eine halbe Million Nutzer statt der erhofften 10.000 insgesamt über 15 Millionen Messdaten übermittelt haben. Ob die Theorie sich bestätigt oder nicht ist noch offen, aber die Auswertung ist in vollem Gang. Unter anderem hat man dabei den Ruhepuls der Teilnehmer ausgerechnet. Die Darstellung ist eine perfekte Gauss-Kurve (Link) zwischen 40 und 90 Schlägen pro Minute. Und der (nicht-repräsentative) „Ruhepuls der Nation“ liegt im Corona-April 2020 bei 61,17.