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Patient Empowerment

12. Mai 2025

Der informierte Patient gilt als Zielbild moderner Versorgung. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegt ein komplexer Praxisalltag. Empowerment ist eine Chance – aber nur, wenn der Arzt die Richtung vorgeben kann?

Ein weiterer Begriff hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit im Gesundheitswesen erfahren: „Patient Empowerment“. Gemeint ist damit die aktive Einbindung von Patienten in Entscheidungsprozesse – weg vom passiven Empfänger medizinischer Anweisungen hin zum mündigen Mitgestalter. Doch wie sinnvoll und umsetzbar ist dieser Anspruch wirklich im ärztlichen Alltag? Und wo liegen die Chancen, aber auch die Grenzen dieser Entwicklung?

Zahlreiche Studien zeigen, dass informierte und aktiv eingebundene Patienten bessere Therapieergebnisse erzielen, insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Wer seine Medikation versteht, Symptome richtig einschätzt und selbstständig Gesundheitsdaten erfasst, lebt gesünder – und zeigt häufig mehr Adhärenz. Shared Decision Making – also das gemeinsame Abwägen therapeutischer Optionen – hat sich dabei als wirkungsvolles Konzept etabliert. Konzepte wie „Patient Design“ gehen über die Arztpraxis hinaus und binden Patienten in Forschungs- und Versorgungsplanung ein.

Trotz aller positiven Effekte darf Patient Empowerment nicht romantisiert werden. Medizinische Entscheidungen beruhen auf komplexem Wissen, Erfahrung, Evidenz – und oft auf der Fähigkeit, unter Unsicherheit zu handeln. Nicht jeder Patient verfügt über die notwendige Gesundheitskompetenz, um medizinische Zusammenhänge wirklich zu verstehen. Empowerment bedeutet in der Praxis oft: mehr Aufklärung, mehr Gespräch, mehr Zeit. Wie soll das gehen? Viele Patienten bringen eigene Recherchen mit, die oft ohne Kontext oder klinische Relevanz sind. Auch die Nutzung digitaler Lösungen setzt technisches Know-how voraus.

Der informierte Patient gilt als Zielbild moderner Versorgung. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegt ein komplexer Praxisalltag: fehlende Gesundheitskompetenz, überforderte Patienten und ein wachsender Zeitaufwand für ärztliche Aufklärung. Das Konzept des Patient Empowerment müsste aus ärztlicher Sicht den therapeutischen Nutzen, die digitale Entwicklungen und die rechtliche Verantwortung berücksichtigen.

Text: Redaktion arztCME

Bild: ChatGPT, OpenAI, für arztCME

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