Der über 100 Seiten starke Report „McKinsey Technology Trends Outlook 2025“ (Link) listet aktuelle Technologie-Trends – auch solche für die Medizin. Er zeigt eindrucksvoll, wie Innovationen das Gesundheitswesen transformieren: Künstliche Intelligenz (KI), Bioengineering, Immersive Reality und Robotik.
KI gilt mittlerweile als unverzichtbares Werkzeug in Forschung und Klinik. Neue multimodale Modelle können gleichzeitig Text, Bild, Audio und molekulare Daten verarbeiten, was die Analyse komplexer biologischer Systeme erleichtert. In der pharmazeutischen Forschung beschleunigen Tools wie DeepMind AlphaFold 3 die Identifikation und Optimierung von Wirkstoffkandidaten, indem sie Proteinstrukturen und molekulare Interaktionen präzise vorhersagen. Im nächsten Schritt reduziert KI Kosten und Dauer klinischer Studien, indem sie Patientengruppen zielgerichtet identifiziert und Daten effizient auswertet. Das wiederum ist die Grundlage für personalisierte Therapien, etwa auf Basis von Proteinsignaturen.
Auch das Bioengineering erlebt eine neue Dynamik durch den Einsatz von KI und neuartigen molekularen Werkzeugen für das Gen-Editing: Mit der Zulassung erster CRISPR-basierter Therapien (z. B. Casgevy bei Beta-Thalassämie) hat die Gentherapie den Schritt in die klinische Realität bereits vollzogen. Fortschritte bei 3D-Zellkulturen und biomimetischen Hydrogelen ermöglichen neue Therapieansätze und Verfahren wie mRNA-Lipidnanopartikel erlauben die Reprogrammierung adulter Zellen zu pluripotenten Stammzellen – ohne genetische Manipulation.
Trotz dieser Fortschritte bleiben Fragen offen: Wie lassen sich Sicherheitsrisiken kontrollieren? Welche ethischen Grenzen gilt es zu beachten? Und wie gestaltet sich die Regulierung zwischen USA, Europa und China? Regulierungen wie der California AI Transparency Act oder der EU AI Act setzen hier Standards, können hier nur der Anfang sein.
Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) entwickeln sich über den Unterhaltungssektor hinaus zu ernstzunehmenden Werkzeugen im Gesundheitswesen. So erlaubt VR risikofreies Üben komplexer chirurgischer Eingriff ohne Patientengefährdung. AR-gestützte Assistenzsysteme helfen dann auch im richtigen Leben Chirurgen intraoperativ, indem sie patientenspezifische 3D-Modelle in das Sichtfeld einblenden. Kliniken wie die Mayo Clinic nutzen Mixed Reality bereits erfolgreich bei orthopädischen Eingriffen. Im Bereich Rehabilitation ermöglichen multisensorische Systeme mit haptischem Feedback neue Wege in Schmerztherapie, Physiotherapie und psychologischer Behandlung.
Der McKinsey-Report prognostiziert bis 2040 ein Potenzial von bis zu 900 Milliarden US-Dollar. Fachkräftemangel und hohe Kosten können die Skalierung empfindlich stören, dennoch steht die Medizin nach Meinung der Experten vor einem Wendepunkt: Technologien, die noch vor wenigen Jahren visionär wirkten, sind heute klinische Realität. Ihre Umsetzung in die breite Versorgung wird die entscheidende Aufgabe der kommenden Jahre sein.
Text: Reinhard Merz
Bild: chatGPT für arztCME
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