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MedicalLearning – Blog zur Zukunft der medizinischen Information

Links, rechts: Doppelwatschn für die Telematikinfrastruktur

24. Januar 2022

Der letzte Blogeintrag 2021 datiert vom 19. Dezember. Damals durfte man noch davon ausgehen, dass das E-Rezept zwei Wochen später zur Versorgungsrealität in Deutschland wird. Nicht gerade vor Optimismus sprühend ob der Pannen bei den Tests kommentierten wir das so: „Es braucht nicht viel Phantasie sich vorzustellen, wie die Lage im Echtbetrieb im Januar sein wird.“

Doch soweit kam es nicht. Am 20. Dezember zog das Bundesgesundheitsministerium die Notbremse. Die Ärzte Zeitung zitiert dazu aus einem Schreiben an die gematik: „Ich teile die Auffassung, dass sich aus den bisherigen Ergebnissen der Testung in der Fokusregion Berlin/Brandenburg aufgrund der zu geringen Teilnehmerzahl die erforderlichen Rückschlüsse auf eine flächendeckende technische Funktionalität noch nicht ziehen lassen …. Anders als oftmals von den Akteuren kommuniziert, stehen die für einen reibungslosen E-Rezept-Betrieb erforderlichen technischen Systeme noch nicht flächendeckend zur Verfügung“. Der Pilotbetrieb wird jetzt erst einmal fortgesetzt und ausgeweitet.

Das waren schon keine guten Nachrichten und so geht es jetzt weiter. Letzte Woche Mittwoch wurde der  Digitalisierungsreport 2021 von DAK-Gesundheit und Ärzte Zeitung veröffentlicht und stellt – o Wunder – der Telematikinfrastruktur keine guten Noten aus. Fast die Hälfte der Befragten fühlt sich mit der Nutzung der digitalen Anwendungen aus gutem Grund überfordert.

Zwei Tage später bestätigt eine Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Enttäuschung der Ärzteschaft. An der repräsentativen Online-Befragung „Praxisbarometer Digitalisierung“ hatten sich 2836 Ärzte und Psychotherapeuten beteiligt. 50 Prozent der befragten Praxen haben mindestens wöchentlich mit Fehlern bei der TI-Nutzung zu kämpfen; der Anteil derer mit täglichen Störungen hat sich mit 18 Prozent im Vergleich zu 2020 sogar verdoppelt. Nur drei Prozent der Befragten gibt an, „gar nicht“ von TI-Störungen betroffen zu sein.

Nach dem Willen der neuen Bundesregierung soll die gematik zu einer digitalen Gesundheitsagentur ausgebaut werden. In der Koalitionsvereinbarung findet sich dazu der spannende Satz: „Wir durchforsten das SGB V und weitere Normen nach auch durch technischen Fortschritt überholten Dokumentationspflichten.“

Eine gute Nachricht gibt es dann aber doch noch: Der Digitalisierungsreport 2021 zeigt auch: Wer digitale Anwendungen bereits nutzt, sieht vielfach deren Vorteile. Ein Bürokratieabbaupaket klingt daher gut – wenn es auch vernünftig umgesetzt wird.

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