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CME in den USA – Regulierung, Inhalte, Pflichten

14. Juli 2025

Wie organisiert man medizinische Fortbildung auf nationaler Ebene? Ein Vergleich zwischen Deutschland und den USA zeigt zwei sehr unterschiedliche Systeme – mit erstaunlichen Parallelen.
Sowohl die USA als auch Deutschland stellen sicher, dass Ärztinnen und Ärzte sich regelmäßig fortbilden. Während Deutschland auf eine zentral geregelte, punktgenaue Pflichtfortbildung setzt, vertrauen die USA auf ein System mit hoher Eigenverantwortung und föderalen Vorgaben. Inhalte, Zeitrahmen und Zertifizierung unterscheiden sich deutlich – nicht im Ziel, aber im Weg. Für deutsche Ärztinnen und Ärzte empfiehlt sich ein Blick über den Atlantik, da dort flexible Formate und berufsnahe Pflichtinhalte stärker verankert sind.
Die ärztliche Fortbildung in Deutschland ist gesetzlich geregelt. §95d SGB V verpflichtet alle Vertragsärztinnen und -ärzte, innerhalb von fünf Jahren 250 CME-Punkte zu sammeln. Die Einhaltung dieser Vorgabe wird von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und Landesärztekammern kontrolliert. Die Fortbildungspflicht ist ein fester Bestandteil der Berufsordnungen. Bei Verstößen können Honorarkürzungen und im Extremfall der Zulassungsentzug folgen.
In den USA hingegen existiert keine einheitliche gesetzliche Pflicht auf Bundesebene. Stattdessen ist es die Aufgabe der einzelnen Bundesstaaten, über sogenannte State Medical Boards zu regeln, in welchem Umfang Ärztinnen und Ärzte Fortbildungsnachweise erbringen müssen. Die meisten Bundesstaaten setzen eine jährliche Teilnahme von 20 bis 50 CME-Credits voraus, um die Lizenz zu verlängern. Dies ist keine Empfehlung, sondern eine verpflichtende Voraussetzung. Parallel dazu fordern Facharztverbände (z. B. American Board of Internal Medicine) eine kontinuierliche „Maintenance of Certification“ (MOC), sodass Fortbildung auch berufsverbandlich verpflichtend verankert ist.
In beiden Ländern liegt der Fokus auf klinisch relevanter Fortbildung, einschließlich neuer Leitlinien, Diagnostik- und Therapiestrategien sowie Studieninterpretationen. In Deutschland liegt der Schwerpunkt auf evidenzbasierter Praxisnähe und neutraler Wissensvermittlung, häufig orientiert an den Leitlinien medizinischer Fachgesellschaften. Die Themenwahl ist in der Regel frei, solange die Veranstaltungen zertifiziert sind.
In den USA ist die Themenvielfalt ebenfalls groß, doch es existieren oft staatlich vorgegebene Pflichtinhalte. Dazu zählen beispielsweise die Verschreibung von Opioidmitteln, Patientensicherheit, Ethik oder ärztliche Kommunikation. Diese Themen sind obligatorisch und müssen innerhalb eines bestimmten CME-Zeitraums nachgewiesen werden. Die Fristen hierfür unterscheiden sich je nach Bundesstaat. In Deutschland sind solche Pflichtmodule nur in wenigen Ausnahmefällen zu finden, beispielsweise im Strahlenschutz. Sie spielen jedoch im Regelfall eine untergeordnete Rolle.
In Deutschland ist die CME-Zertifizierung zentral organisiert: Die Landesärztekammern prüfen jedes einzelne Angebot vorab und vergeben Punkte nach festgelegten Kategorien (A bis I). Im Allgemeinen wird eine 45-minütige Fortbildung mit einem Punkt bewertet. Bei einer Lernerfolgskontrolle kann eine höhere Punktzahl erreicht werden. Die Punkte werden unter einer einheitlichen Fortbildungsnummer (EFN) erfasst, bundesweit anerkannt und am Ende des Fünfjahreszeitraums gegenüber der Ärztekammer oder KV nachgewiesen.
In den USA hingegen funktioniert das System andersherum: Die zentrale Institution ACCME (Accreditation Council for Continuing Medical Education) akkreditiert Anbieter, nicht einzelne Kurse. Einmal zugelassene CME-Provider – beispielsweise medizinische Fachgesellschaften, Universitäten oder private Anbieter – können eigene Kurse nach festen Standards anbieten und AMA PRA Category 1 Credits™ vergeben. Die Credits basieren in der Regel auf der Zeitdauer der Fortbildung (1 Credit = 1 Stunde). Die Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, ihre Teilnahme zu dokumentieren und dem jeweiligen State Medical Board zu melden. Stichprobenartige Prüfungen dienen der Sicherstellung der Einhaltung.
Verpflichtung und Kontrolle. Es besteht die Verpflichtung zur Einhaltung der Vorgaben sowie die Notwendigkeit der Kontrolle der Umsetzung. In Deutschland ist die Nachweispflicht klar strukturiert. Die Ärztekammern verwalten die Punktekonten, während die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) alle fünf Jahre den Nachweis einfordern. Bei Nicht-Erfüllung der Fortbildungsverpflichtung müssen Sanktionen seitens des Systems erfolgen. Gemäß KBV wird diese Verpflichtung von über 96 % der Vertragsärzte regelmäßig erfüllt.
In den USA ist das System dezentral organisiert, wobei jeder Bundesstaat über eigene Regeln verfügt. Die meisten Staaten verlangen jährliche oder zweijährliche Nachweise, die von Ärzten eigenverantwortlich gesammelt werden müssen. Im Falle einer versäumten Fortbildung droht nicht, wie häufig angenommen, eine Geldbuße, sondern schlicht keine Lizenzverlängerung – de facto ein Berufsverbot. Die freiwillige MOC-Zertifizierung durch Facharztverbände wird von vielen Kliniken und Versicherungen als obligatorisch betrachtet.

Im zweiten Teil werden folgende Aspekte behandelt: Anbieter, Finanzierung, Digitalisierung. 

Text: Redaktion arztCME

Bild: ChatGPT, OpenAI, für arztCME

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