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Relevanz von Pharma-Apps für den ärztlichen Alltag

13. Oktober 2025

Pharma-Apps sind im Patientenalltag angekommen – das E-Rezept wirkt als Katalysator. Was Ärzte daraus für Arzneimitteltherapiesicherheit, Aufklärung und Praxisorganisation ableiten könnten.

Die „App-Studie 2025“ zeigt: Anwendungen von Shop Apotheke, DocMorris und DM gehören bundesweit zu den verbreitetsten Shopping-Apps. Ausschlaggebend ist das E-Rezept: Die Einlösung direkt aus der App senkt Hürden, wird häufig genutzt und dient überwiegend dem Kauf, weniger der bloßen Suche.

Für die Versorgungspraxis ergeben sich daraus drei medizinisch relevante Aspekte:

Prozessklarheit beim E-Rezept. Viele Patienten können Rezepte bereits per App einlösen. In der Praxis sollten die Abläufe kurz und standardisiert erklärt werden („E-Rezept in drei Schritten – mit und ohne App“). Alternativen müssen ausdrücklich benannt bleiben (Papiernachweis, eGK), um alle Patienten sicher zu versorgen. Ziel ist Fehlervermeidung und Zeitgewinn ohne Exklusion.

Zielgruppen unterscheiden. Höhere Nutzungsraten finden sich bei 18–39-Jährigen und Eltern; 50–70-Jährige nutzen seltener. Praktisch heißt das: Jüngere profitieren von knappen Hinweisen, ältere Patienten von einer kompakten Anleitung ohne technische Vorkenntnisse. So lassen sich Missverständnisse an der Anmeldung vermeiden und Nachfragen reduzieren.

Arzneimitteltherapiesicherheit und Adhärenz stärken. Wenn Apps primär für Käufe genutzt werden, bleibt die ärztliche Aufgabe, Medikationssicherheit zu priorisieren: neutrale Hinweise auf seriöse Bezugswege (inklusive Hausapotheke), Erinnerung an verlässliche Informationsquellen (Packungsbeilagen, Interaktions-Checks) sowie klare Vereinbarungen bei Dauermedikation. Für Familien lohnt es sich, konkrete Anwendungsfälle zu benennen (Fieberprotokoll, Erinnerungen für Folgerezepte, strukturierte Bedarfsliste für Hilfsmittel), um Adhärenz im Alltag zu erhöhen.

Anmerkung: So sinnvoll die App-Nutzung und das E-Rezept für Patienten sein mögen – in der Praxis bedeutet das zunächst Mehrarbeit – zusätzliche Aufklärung, Fehlersuche bei Technikproblemen und Koordination mit Apotheken. Ohne klare Prozessentlastung, delegierbare Standards (MFA-gestützt) und eine angemessene Vergütung der digitalen Beratungsleistung droht eine weitere Ausdehnung ungeplanter „Mikrozeiten“. Bis Kostenträger und KVen hier nachsteuern, empfiehlt sich ein pragmatischer Minimalstandard: kurze, einheitliche Anleitungen, feste Zuständigkeiten im Team und klare Grenzen dessen, was die Praxis außerhalb der eigentlichen Behandlung leistet.

Weitere Informationen: iBusiness/HighText Verlag, „App-Studie 2025“ (Autor: Joachim Graf), Befragung durch Splendid Research, Juli 2025, n=1.003.

Text: Redaktion arztCME

Bild:  Leonardo AI, für arztCME

 

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