Zertifizierte CME-Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte. CME-Punkte sammeln. Kostenfrei. service@arztcme.de

MedicalLearning – Blog zur Zukunft der medizinischen Information

CME in den USA – Anbieter, Finanzierung, Digitalisierung

28. Juli 2025

Wer bietet eigentlich CME an – und wer bezahlt das alles? Ein Vergleich der Anbieter, Finanzierungsmodelle und digitalen Formate in den USA und Deutschland zeigt Gegensätze.

In den USA ist die CME-Landschaft stark pluralisiert: Über 1.600 akkreditierte Anbieter sind derzeit bei der ACCME (Accreditation Council for Continuing Medical Education) registriert. Dazu gehören medizinische Fachgesellschaften, Universitätskliniken, große Krankenhaussysteme, private Fortbildungsunternehmen und gemeinnützige Stiftungen. Auch Bundesbehörden wie das Department of Veterans Affairs oder die CDC bieten Fortbildungen an, beispielsweise zu Public-Health-Themen.

Die Anbieter sind inhaltlich autonom, solange sie die Qualitätsstandards der ACCME erfüllen. Wichtig: Nicht einzelne Kurse werden akkreditiert, sondern die Organisation als Ganzes inklusive ihrer internen Qualitätssicherung. Dadurch entsteht ein dynamischer Fortbildungsmarkt mit großer thematischer und methodischer Vielfalt.

In Deutschland ist die Struktur hingegen stärker durch die ärztliche Selbstverwaltung geprägt. Hauptanbieter sind medizinische Fachgesellschaften, Landesärztekammern, Akademien für ärztliche Fortbildung, Universitäten, Fachverlage sowie zertifizierte Online-Plattformen. Pharma- und Medizintechnikfirmen treten in der Regel nicht als Veranstalter auf, sondern finanzieren Fortbildungen als Sponsoren. Im Gegensatz zu den USA, wo akkreditierte CME-Anbieter ihre Veranstaltungen eigenverantwortlich zertifizieren dürfen, verlangt das deutsche System eine Einzelzertifizierung jeder Fortbildungsmaßnahme durch die jeweils zuständige Landesärztekammer. Dieser aufwändige Prozess dient der Qualitätssicherung und der Einhaltung einheitlicher Standards.

Ein besonders deutlicher Unterschied zwischen den beiden Ländern liegt in der Finanzierung der Fortbildungen. In Deutschland sind viele CME-Angebote für Ärztinnen und Ärzte kostenlos oder günstig, da sie durch Industriesponsoring querfinanziert werden. Pharmaunternehmen unterstützen Referentenhonorare, Veranstaltungsorte, technische Infrastruktur oder Online-Plattformen. Laut Fortbildungsordnung muss formal sichergestellt sein, dass die Inhalte unabhängig bleiben, beispielsweise durch die wissenschaftliche Verantwortung externer Fachleute und die Kennzeichnung der Sponsoren.

Dieses Modell hat sich etabliert, ist aber nicht unumstritten. Kritiker fordern eine stärkere Unabhängigkeit der ärztlichen Fortbildung von wirtschaftlichen Interessen. Das deutsche System hat in den letzten Jahren jedoch erhebliche Anstrengungen unternommen, die Abhängigkeit von Industriesponsoring zu reduzieren und die Transparenz zu erhöhen. Der 128. Deutsche Ärztetag im Mai 2024 hat zum Beispiel strengere Regeln für das Sponsoring von Fortbildungsveranstaltungen beschlossen. Ziel ist es, die Neutralität und Unabhängigkeit der ärztlichen Fortbildung noch besser zu gewährleisten. Es gibt eine kritische Diskussion darüber, wie viel Sponsoring „angemessen“ ist und wie Interessenkonflikte vermieden werden können. Dennoch bleibt Sponsoring ein wesentlicher Pfeiler des Systems – nicht zuletzt, weil es eine breite und kostenlose Fortbildungslandschaft für niedergelassene und angestellte Ärzten ermöglicht. Öffentliche Förderprogramme für ärztliche Fortbildung gibt es kaum; die Ausgaben gelten als individuelle Berufsausgaben.

In den USA ist CME dagegen deutlich stärker marktfinanziert. Rund die Hälfte der Einnahmen im CME-Sektor stammt aus Teilnahmegebühren, die Ärztinnen und Ärzte entweder direkt zahlen oder sich über Fortbildungsbudgets ihrer Kliniken bzw. Arbeitgeber erstatten lassen. Der Rest entfällt auf Industrieunterstützung (rund 25 %) und Ausstellergebühren bei Kongressen. Staatliche Zuschüsse spielen kaum eine Rolle. Somit ist die Teilnahme an US-amerikanischen CME-Angeboten oft kostenpflichtig, auch bei Onlinekursen. Es gibt allerdings zahlreiche kostenlose Angebote, vor allem, wenn diese über sogenannte Educational Grants der Industrie oder durch Werbeanzeigen finanziert werden. Während das US-System stärker auf Wettbewerb und Zahlungsbereitschaft setzt, setzt das deutsche System auf Niedrigschwelligkeit durch Sponsoring.

Die Digitalisierung hat die ärztliche Fortbildung in beiden Ländern grundlegend verändert, wenn auch in unterschiedlichem Tempo. Die USA gelten als Vorreiter bei digitalen CME-Formaten. Online-Fortbildungen, Webinare, Podcasts mit integrierter CME-Prüfung, Mobile-Learning-Apps oder „Point-of-Care-CME“ (z. B. fallbasierte Recherche während der Behandlung) sind dort seit vielen Jahren etabliert. Laut ACCME fanden 2022 über 100.000 CME-Aktivitäten als „Enduring Materials” statt, die online verfügbar und asynchron abrufbar sind. Auch das Meldewesen ist digital organisiert. Plattformen wie der „AMA Ed Hub” ermöglichen es Ärzten, absolvierte Kurse zentral zu dokumentieren und automatisch an ihre State Medical Boards zu übermitteln. Für viele US-Ärzte ist der Großteil ihrer CME heute digital, flexibel und mobil.

Deutschland hat in der Pandemie stark aufgeholt. Online-CME-Kurse in Fachportalen wie arztCME.de, zertifizierte E-Learning-Module mit Lernerfolgskontrolle und Live-Webinare mit Fragemöglichkeit haben sich in kurzer Zeit etabliert. Die Zahl der Teilnehmenden ist stark gestiegen, insbesondere bei niedergelassenen Ärzten. Viele Fachzeitschriften bieten digitale CME-Beiträge und große Kongresse werden mittlerweile hybrid durchgeführt. Die Ärztekammern erkennen Onlineformate (Kategorie I) vollständig an, sofern Qualität und Nachvollziehbarkeit gewährleistet sind.

Eine Herausforderung bleibt jedoch die technische Integration: Die „FobiApp“ der Bundesärztekammer dient vor allem der Punktekontrolle, doch eine bundeseinheitliche Plattform zur Durchführung, Verwaltung und Meldung von Fortbildungen fehlt bislang. Zudem ist die Interaktivität mancher E-Learning-Angebote ausbaufähig. Dennoch ist der Trend eindeutig. Digitale Formate sind gekommen, um zu bleiben, und sie werden künftig noch flexibler, kürzer und stärker individualisiert sein.

Text: Redaktion arztCME

Bild: ChatGPT, OpenAI, für arztCME

Weitere Beiträge …